Hackathon überlebt

Ein Erfahrungsbericht des teilnehmenden Studiengangkoordinators und Mitorganisators.

Samstag:

?10:30 Uhr,
ich stehe auf und mache mich für den Hackathon fertig. Mit meinem Haarschnitt und minimalisitischem Lebensstil bin ich nach 10 Minuten ausgehfertig.
Noch schnell das Auto der Eltern geholt, das Essen, einen Heizkörper und meine Energydrinks eingepackt und los geht’s zur TH Wildau. Zusammen mit Peggy Ecker, die bereits fast alles selbst gemacht hat, dabei sollte sie doch auf mich warten, bereiten wir die Räume vor, kleben Zettel und besprechen die Einzelheiten des organisatorischen Ablaufes. Das gibt Sicherheit und Selbstvertrauen. Ich muss gleich die Einführungsveranstaltung halten und den Themenauswahlprozess anleiten. Aufregung.

?12:30 Uhr,
die ersten Teilnehmer treffen ein.

 13:15 Uhr,
wir sind vollständig. 18 Leute, 2 aus FB WIR und 1 aus der HWR. Ursprünglich waren mehr angemeldet, die meisten haben sich jedoch abgemeldet. Die Grippe geht eben um.
Jetzt geht es los. Ich spule meine Präsentation ab, mit der ich versuche für die Akzeptanz von “Anders” und Vielfalt zu werben und wie uns manchmal/häufig die Sprache dabei im Wege steht, glücklich zu werden. Ich glaube, ich mache das ganz gut, weil ich in freundliche und lachende Gesichter schauen kann. Wunderbar.

 13:40 Uhr:
Beginn der Ideensammlung. Ich habe mich für Brainwriting als Methodik entschieden. Die Methodik versucht, mit möglichst wenig sozialer Beeinflussung untereinander, jedem die Möglichkeit zu geben, frei mal eine Idee zu äußern. Dies geschieht auf einem Blatt Papier, auf dem man diese Idee aufschreibt und dieses einfach dem Nachbarn gibt. Dieser kann dazu eine Ergänzung machen oder auch Fragen aufwerfen und dies dem Blatt hinzufügen. Sollte dem Nachbarn eine neue Idee kommen, nimmt er ein neues Blatt und so entstehen immer mehr Ideen, die in der Gruppe rotieren. Bei uns waren es 71 Stück.

?15:00 Uhr:
Wir haben die Blätter ca. 2 mal durchrotieren lassen und machen eine Pause. Ich bin total stolz auf die Ergebnisse. Was die jungen Leute doch so für Ideen und Kreaktivität entfalten können. Manchmal geht das im Studium irgendwie unter.

 15:15 Uhr:
Wir kategorisieren gemeinsam in 7 Kategorieren. Jeder kann 3 Themen wählen. Ich soll nochmal alle Zettel vorlesen und nummerieren, damit man seine 3 Themen dann auch nicht vergisst. Die Zettel lege ich auf dem Boden aus. Kleines Beintraining bei 71 Zetteln.

?16:00 Uhr:
Wir haben gewählt! Es sind 4 Gruppen entstanden.

1. Abfahrtmonitor der S-Bahn Station Wildau als Electron Desktopanwendung
2. Automatische Erkennung der Parkplatzbelegung vor Haus 15 über eine Kamera mit neuronalem Netz
3. Virtuelles Scheibenschießen, mit einer Taschenlampe oder Laserpointer auf ein Ziel und zählen der Treffer
4. Ein Informationsdisplay für z.B. ein Büro, auf das sich Nachrichten hinterlegen lassen, wie “Heute Urlaub” oder “ca. 15 Minuten später da”

Jetzt komme ich in meiner Gruppe an. Wir diskutieren gemeinsam über verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten. Wie fast immer gibt es nicht nur eine Lösung. Irgendwie entscheiden wir uns dann für eine Variante, verteilen die Aufgaben und es geht los. Ich kümmere mich um die Bereitstellung des Servers (Apache, Login, IP…), so das Jessie darauf die Node.js-Anwendung schreiben kann. Ich werde immer wieder in meiner Arbeit unterbrochen, weil andere Gruppen immer mal wieder Fragen haben. Zu dem Zeitpunkt bin ich mir nicht so recht sicher, ob ich es schaffen werde, meine Bedürfnisse, die meiner Gruppe und die der anderen irgendwie auszubalancieren.
So hacken wir alle vor uns her. Wissentlich, dass wir es irgendwie schaffen wollen, was zum Laufen zu bekommen, aber es auch nicht schlimm ist, wenn es nicht geht.

?19:00 Uhr:
Die vorbestellte Pizza kommt. Pizza Planet KW hat uns Pizzen gebracht, die nun im Speiseraum verspeist werden. Ich fand einen extra Raum zum Essen und das Ritual zusammen zu essen irgendwie angemessener, als das jeder an seinem Platz isst. Es gibt lautes Gemurmel, wie in der Mensa. Klasse.

 19:45 Uhr:
Ich biete einen Workshop an, wie mit den kleinen ESP8266 WLAN Mikrocontrollern umgegangen werden kann. Die werden in C programmiert und bieten für wenig Geld einen Menge Möglichkeiten.
Nach mir gibt es gleich den nächsten Workshop zum Thema GIT und was mache ich eigentlich damit von Herrn Gericke. Beide waren gut besucht.
Dann wird weitergehackt.
Ich laufe ab und zu mal rum und schaue, ob die Leute noch leben und da sind. Wir hatten vereinbart, das jeder gehen darf, wenn er will. Nichts muss. Alle ackern, ohne Note, ohne Geld, nur so.

?23:00 Uhr:
Ich werde müde. Die Anfragen anderer Gruppen haben sich reduziert und meine Befürchtung, ich wäre nicht genug für meine Gruppe da, hat sich nicht bestätigt. Ich trinke meinen ersten Energydrink (0,5L). Der wirkt. Wir haben erste Probleme, eine stabile Verbindung mit unseren WLAN Chips hinzubekommen und versuchen Alternativen auszuloten. Erst nach dem Hackathon werde ich herausfinden, dass von irgendwoher Deauthentifizierungspakete gesendet werden, sobald ein anderes WLAN geöffnet wird. Das hat uns lange aufgehalten. Auch einer anderen Gruppe ging das so.

Sonntag:

?1:00 Uhr:
Eines unserer Gruppenmitglieder geht heim, ein paar Stunden schlafen. Der Rest hackt weiter.

?3:00 Uhr:
Jessie arbeitet, wie ein Tier, an der Node.js-Anwendung und lässt sich durch Nichts aus der Ruhe bringen. Beeindruckend. Ich trinke meinen zweiten Energydrink und vertraue darauf, dass mein Kreislauf damit klarkommt. Ich werde wieder wacher.

?5:00 Uhr:
Unser Display macht Probleme. Ein E-Ink mit SPI. Nicht ganz trivial die Dinger. Wir alle versuchen, Valentin irgendwie mit Ratschlägen zu helfen. Ich glaube er ist genervt. Von uns und dem Problem.

?7:30 Uhr:
Es wird Zeit für Frühstück. Mit Peggy hole ich die bestellten frischen Brötchen von der Konrad Bäckerei nebenan. Peggy hat sich mal wieder alleine um die restlichen Frühstückszutaten gekümmert. Es sind -10°C draußen, aber die warmen Brötchen halten die Hände warm. Wir essen alle Frühstück im Speiseraum und die Stimmung hebt sich. Wir werden alle wieder etwas wacher. Man sind die Brötchen lecker.


?8:30 Uhr:
Endspurt.

?12:00 Uhr:
Irgendwie schaffen wir es auf den letzten Metern noch was zusammenzustecken, was tatsächlich Daten fließen lässt. Alle Einzelteile spielen zusammen und es wird eine auf einer Webseite eingegebene Nachricht auf dem Display angezeigt. Mittag fällt aus und jeder drückt sich irgendwas rein, damit der Magen ruhig ist.

?13:00 Uhr:
Ich trommle alle zur Vorstellung der Ergebnisse. Wir gehen durch die Gruppenräume und sind alle beeindruckt, was die anderen so gemacht haben.

?14:00 Uhr:
Wir verabschieden uns und gehen unserer Wege. Ich werde mit einem Mal etwas müde.

?15:00 Uhr:
Ich habe mit Peggy aufgeräumt und fahre Heim. Der Rest des Tages entzieht sich meiner Erinnerung und verschwindet im Nebel…

Gern wieder!